Guten Abend,
als armer Student, Aushilfsöko *hust* und Mensch mit ausgeprägter
Ratio bevorzuge ich ja als Fortbewegungsmittel innerhalb der
Großstadt das uns zur Verfügung gestellte ÖPNV-System. Diesem
zugehörig ist auch das unregelmäßig befahrene Schienensystem des
Unternehmens mit dem subtil gestaltetem weiß-roten Logo. Und
besagtes Schienensystem, jener Bahnwahn grätscht mit breitem
Grinsen
stets in diese Freude, welche mir der Weg zur Arbeit mit dem Zug
bereitet, hinein. Um diese mentale Blutgrätsche zu
perfektionieren,
wird sie nicht nur von Seiten des Unternehmens ausgeführt, sondern
perfide von anderen Fahrgästen perfektioniert ... Aber eins nach
dem
anderen.
Die Delayed Bastards (welche auch unter dem Kürzel "DB" bekannt sind):
Ich gebe zu, dass es schon beachtlich ist, ein solch großes
Schienennetz organisiert so zu befahren, dass man mit minimalen
Zwischenstopps von A nach B kommt; so die Theorie.
In der Praxis nimmt unser Zug aber häufig nicht den
offensichtlichen Weg, sondern denkt sich "Think outside the box"
und fährt deshalb rückwärts über Z, Y, X, W, V, U, T, S, R, Q, P,
O, N, M, L, K, J, I, H, G, F, E, D und C nach B. Wobei ich mir in
solchen Momenten dann überlege, dass man sich bei der Organisation
vielleicht dachte, "Hey, die Leute haben bestimmt voll Bock auf
die Panorama-Route" oder etwa "Hmmmm... bei solch rasanten
Geschwindigkeiten müssen die Passagiere zwangsläufig krank werden,
weshalb wir die Geschwindigkeit derart drosseln sollten, dass die
Reisezeit einem strammen Marsch der Luftlinie von A nach B
entspräche
...".
So sieht zumindest eine der mannigfaltigen Alternativen aus. Eine
andere und wahrscheinlich noch deutlich bekanntere ist die
namensgebende Verspätung, jener unheilvolle Geist, der sich gerne
an
den letzten Waggon hängt und die Bahn daran hindert pünktlich zu
kommen. Ich nehme deshalb stark an, dass es sich um ein
übernatürliches Phänomen handelt, da unsere Gastgeber (ich denke
der Titel ist berechtigt, wenn wir Fahrgäste sind ...) trotz
modernster Monitortechnologie an jedem Minibahnhöfchen, nicht in
der
Lage zu sein scheinen, einen vernünftigen Grund für die Verfehlung
der approximierten Ankunft zu nennen.
Bevor ich mich nun hier in meiner Rage verliere oder gar etwas
vergesse, möchte ich dieses Thema nun ruhen lassen und zum zweiten
Teil fortschreiten.
Die Fahrgäste
Die Fahrgäste ... Gäste ... Bestien oder Geier wohl eher. Häufig
verhält es sich ja so, dass man nicht mit einer einzelnen Bahn an
sein Ziel gelangt. Manchmal ist es aber gar so, dass man im
fliegenden Wechsel nur die gefühlten sieben Meter Bahnsteig
überqueren muss, um im fliegenden Wechsel den Anschluss zu
kriegen.
Sieben Meter ... Das Ziel in greifbarer Nähe, die "Sesam,
öffne dich!"-Knöpfchen leuchten in verheißungsvollem Grün
und es sind mit Sicherheit noch 30 Sekunden Zeit. Scheinbar hat
der
Geist der Verspätung einen anderen Zug geplagt, denn wir fahren
pünktlich ein und man steht natürlich schon an der Tür, denn man
weiß, dass Zeit ein wertvolles Gut ist. Die Türen öffnen sich.
SIEBEN METER! Aber nichts da ... Denn jeder weiß, dass ein Zug,
der
gerade eingefahren ist und seine Türen öffnet, selbige 5 Sekunden
später auf immer verschließt und sofort wieder losfährt. Zumindest
sollte man das meinen, wenn man diesen GESCHLOSSENEN Halbkreis von
Menschen vor der Tür sieht, der sich auch schlingenartig zuzieht,
sobald der Zugang sich öffnet, aber natürlich bevor die anderen
Fahrgäste ausgestiegen sind.
Ja, in diesen Momenten sehnt man sich nach dem guten, alten
Standrecht ... Da dies leider nicht gilt, platzt einem also
lediglich
die Hutschnur und ich habe mir inzwischen angewöhnt einfach als
menschlicher Eisbrecher zu fungieren, weil ich meinen Anschluss
kriegen will, verdammte Axt. Also rennt man ohne Rücksicht auf
Verluste durch diese Intelligenzbestien, die einen mit großen,
verständnislosen Augen, die fragen wollen "Ja wieso lässt der
mich denn nicht zuerst mal einsteigen?", anschauen, da mir sonst
nur die Alternative bliebe sie über ihren Mangel an Verstand,
Anstand und Logik aufzuklären, wobei ein vermehrter Usus von
bekannten, sowie seltenen Schimpfwörtern unausweichlich wäre.
Natürlich haben diese Menschen noch viele andere Methoden
entwickelt mein sanftes Gemüt zu foltern, aber ich finde man
sollte
auch Wut in adäquaten Portionen genießen ...
In diesem Sinne
Lange Tage
Angenehme Nächte
Marbolous
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