Sonntag, 7. April 2013

Berlin 2013 Tag 2 und 3.1: Faulheit und Entdeckertum

Berlin ist eine große und schöne Stadt. Sie fühlt sich ein wenig wie Heimat an. Ich habe keine besonderen touristischen Gefühle, kein Bedürfnis die Klassiker zu erleben. Das mag natürlich daran liegen, dass unsere Familie aus der Gegend kommt und ich schon oft hier oben war. Vielleicht liegt es aber auch an einer Entscheidung, die ich tief in mir drin getroffen habe. Die Entscheidung, etwas zu wagen, etwas Neues zu beginnen. Jetzt ist aber erst mal Urlaub angesagt.
Der zweite Tag unseres Aufenthalts war besonders von einem geprägt. Faulheit. Einfach mal so einen ganzen Tag nichts tun, sondern nur im Bett liegen und das Leben genießen. Vollkommen verdient. Sie hat schließlich gerade vorgestern ihre Masterarbeit vollendet und abgegeben und ich verdiene ein Brötchenimperium … naja zumindest gibt es jede Menge Schichten. Das Sahnehäubchen der Faulheit ist natürlich der Lieferdienst für das Abendessen. Chinesisch. Sehr lecker. Und dann auch zeitig ins Bett, schließlich ist Schlaf gesund … oder so …

Der dritte Tag bricht an. Heute soll es aber auch mal vor die Tür gehen. Schließlich ist morgen Karfreitag und an so einem Feiertag sind die Öffnungszeiten bekanntlich eher begrenzt oder gar gänzlich abwesend. Also auf in die U-Bahn. Primark soll es sein. Ich will ja jetzt nicht mit dem Finger zeigen, aber mein erster Gedanke zum Thema Berlin war tatsächlich nicht ein Kleidungsdiscounter aus England, aber hey die haben ja auch mal ein Viertel der Stadt besetzt. Es war furchtbar. Wo soll ich beginnen? Dem Hauptgrund für den Horror: Ferien. Wie bereits erwähnt kann man in diesem Geschäft, welches inzwischen einen gewissen Kultstatus hat, günstig Kleidung und Kleinkram jeglicher Art erstehen, weshalb besonders Teenager die Tore Primarks stürmen. Theoretisch kein Problem, aber in dieser schulfreien Zeit ist vom demografischen Wandel nichts zu spüren. Blöd. Grund Nummer zwei sind die Brutmaschinerie und ihre Panzer. Hier gibt es gleich zwei Kritikpunkte. Auf der menschlichen Ebene ist es eine Grausamkeit einen so kleinen Menschen in einer kleinen Schale fixiert durch ein enges Geschäft zu schieben, wo der Stress in dicken Wolken durch die Luft schwebt. Auf der logistischen Ebene die Situation vergleichbar mit der Zerstörung des Todesstern. Irgendwie muss der Torpedo durch die 2 Meter breite Öffnung und das kann gut gehen, muss aber nicht. Und da diese Damen, wenn man sie denn noch so nennen darf, weder über die Leichtfüßigkeit noch den BMI eines Jedis verfügen, schlägt die Mission noch vor dem Erreichen der Stationsgräben. Der Hass macht sich breit. Ich mag Menschenmassen nicht besonders. Meine Freundin spürt mein Unbehagen und reagiert verständnisvoll. Glück gehabt. Wir verlassen diese Konsumhölle zeitnah und erblicken den Konsumhimmel: Toys“R“Us. Also ab dafür!
Kinderträume steigen auf. Wir streifen durch die Gesellschaftsspiele. Staunen über die verrückten Variationen oder Themenadaptionen der bekannten Klassiker. Es keimt der Wunsch ein Stück rückwärts zu altern. Nun zum Lego. Wäre ich kein Mann, würde wohl nun eine Träne der Rührung über meine Wange laufen. So viele schöne Sachen. Der Wunsch des Kindwerdens verwandelt sich in das Begehren die Packungen aufzureißen und alles aufzubauen. Der Laden ist angenehm ruhig. Glücklicherweise scheint die Zielgruppe weniger die Kinder, als mehr die Eltern einzuschließen, die noch auf der Arbeit sind. Hehe. Abteilung für Abteilung streifen wir durch den Laden und schwelgen in Erinnerungen, alten Leidenschaften, neuen Ideen und dem kindlichen Spieltrieb. Mit einem breiten Grinsen und - dank Mutter Vernunft - einem leeren Einkaufswagen verlassen wir unsere kleine Kolonie des Nimmerlands.
Die Shoppingsensation findet hier aber noch nicht ihr Ende. Schließlich waren wir noch in keinem typisch deutschen Laden. Deshalb ist unser nächstes Ziel ein Wahrzeichen des deutschen Kapitalismus. Das KaDeWe. Dieses Bollwerk bietet wirklich alles und das in bester Qualität. Da man als Lärche und Nachtigall bereits mit schönen Federn geschmückt ist, kann man die Abteilungen für Mode und Make-up geflissentlich überspringen und direkt zu Spielzeug und Büchern vorspulen. Wir streifen durch die Regale. Das Angebot ist weniger überwältigend als erwartet, dafür aber genauso teuer. Mir war zu diesem Zeitpunkt allerdings schon bewusst, dass das Ware Goldstück dieses Warenhauses in der obersten Etage wartet. Die Feinkostabteilung. Gängeweise Leckereien. Von totem Tier über stinkenden Käse bis hin zu süßen Pralinen und das war nur der Teil für die feste Nahrung. Außerdem gibt es dort erlesene Teesorten, seltene Biere und ausgewählte andere Getränke. Abermals mit astronomischen Preisen, aber auch zum Teil durchaus gerechtfertigt. Hier können wir dann auch nicht widerstehen und packen ein kleines Tütchen Bonbons, ein paar Gummiteile (ohne Gelatine) sowie eine Stange weißes Nougat ein und grinsen schon spitzbübisch voller Vorfreude auf die Nascherei. Wieder ein Punkt der wahrlich vollen Liste abgearbeitet.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen