Freitag, 18. Januar 2013

Im Bahnwahn

Guten Abend,

als armer Student, Aushilfsöko *hust* und Mensch mit ausgeprägter Ratio bevorzuge ich ja als Fortbewegungsmittel innerhalb der Großstadt das uns zur Verfügung gestellte ÖPNV-System. Diesem zugehörig ist auch das unregelmäßig befahrene Schienensystem des Unternehmens mit dem subtil gestaltetem weiß-roten Logo. Und besagtes Schienensystem, jener Bahnwahn grätscht mit breitem Grinsen stets in diese Freude, welche mir der Weg zur Arbeit mit dem Zug bereitet, hinein. Um diese mentale Blutgrätsche zu perfektionieren, wird sie nicht nur von Seiten des Unternehmens ausgeführt, sondern perfide von anderen Fahrgästen perfektioniert ... Aber eins nach dem anderen.

Die Delayed Bastards (welche auch unter dem Kürzel "DB" bekannt sind):

Ich gebe zu, dass es schon beachtlich ist, ein solch großes Schienennetz organisiert so zu befahren, dass man mit minimalen Zwischenstopps von A nach B kommt; so die Theorie.
In der Praxis nimmt unser Zug aber häufig nicht den offensichtlichen Weg, sondern denkt sich "Think outside the box" und fährt deshalb rückwärts über Z, Y, X, W, V, U, T, S, R, Q, P, O, N, M, L, K, J, I, H, G, F, E, D und C nach B. Wobei ich mir in solchen Momenten dann überlege, dass man sich bei der Organisation vielleicht dachte, "Hey, die Leute haben bestimmt voll Bock auf die Panorama-Route" oder etwa "Hmmmm... bei solch rasanten Geschwindigkeiten müssen die Passagiere zwangsläufig krank werden, weshalb wir die Geschwindigkeit derart drosseln sollten, dass die Reisezeit einem strammen Marsch der Luftlinie von A nach B entspräche ...".
So sieht zumindest eine der mannigfaltigen Alternativen aus. Eine andere und wahrscheinlich noch deutlich bekanntere ist die namensgebende Verspätung, jener unheilvolle Geist, der sich gerne an den letzten Waggon hängt und die Bahn daran hindert pünktlich zu kommen. Ich nehme deshalb stark an, dass es sich um ein übernatürliches Phänomen handelt, da unsere Gastgeber (ich denke der Titel ist berechtigt, wenn wir Fahrgäste sind ...) trotz modernster Monitortechnologie an jedem Minibahnhöfchen, nicht in der Lage zu sein scheinen, einen vernünftigen Grund für die Verfehlung der approximierten Ankunft zu nennen.
Bevor ich mich nun hier in meiner Rage verliere oder gar etwas vergesse, möchte ich dieses Thema nun ruhen lassen und zum zweiten Teil fortschreiten.

Die Fahrgäste

Die Fahrgäste ... Gäste ... Bestien oder Geier wohl eher. Häufig verhält es sich ja so, dass man nicht mit einer einzelnen Bahn an sein Ziel gelangt. Manchmal ist es aber gar so, dass man im fliegenden Wechsel nur die gefühlten sieben Meter Bahnsteig überqueren muss, um im fliegenden Wechsel den Anschluss zu kriegen.
Sieben Meter ... Das Ziel in greifbarer Nähe, die "Sesam, öffne dich!"-Knöpfchen leuchten in verheißungsvollem Grün und es sind mit Sicherheit noch 30 Sekunden Zeit. Scheinbar hat der Geist der Verspätung einen anderen Zug geplagt, denn wir fahren pünktlich ein und man steht natürlich schon an der Tür, denn man weiß, dass Zeit ein wertvolles Gut ist. Die Türen öffnen sich. SIEBEN METER! Aber nichts da ... Denn jeder weiß, dass ein Zug, der gerade eingefahren ist und seine Türen öffnet, selbige 5 Sekunden später auf immer verschließt und sofort wieder losfährt. Zumindest sollte man das meinen, wenn man diesen GESCHLOSSENEN Halbkreis von Menschen vor der Tür sieht, der sich auch schlingenartig zuzieht, sobald der Zugang sich öffnet, aber natürlich bevor die anderen Fahrgäste ausgestiegen sind.
Ja, in diesen Momenten sehnt man sich nach dem guten, alten Standrecht ... Da dies leider nicht gilt, platzt einem also lediglich die Hutschnur und ich habe mir inzwischen angewöhnt einfach als menschlicher Eisbrecher zu fungieren, weil ich meinen Anschluss kriegen will, verdammte Axt. Also rennt man ohne Rücksicht auf Verluste durch diese Intelligenzbestien, die einen mit großen, verständnislosen Augen, die fragen wollen "Ja wieso lässt der mich denn nicht zuerst mal einsteigen?", anschauen, da mir sonst nur die Alternative bliebe sie über ihren Mangel an Verstand, Anstand und Logik aufzuklären, wobei ein vermehrter Usus von bekannten, sowie seltenen Schimpfwörtern unausweichlich wäre.
Natürlich haben diese Menschen noch viele andere Methoden entwickelt mein sanftes Gemüt zu foltern, aber ich finde man sollte auch Wut in adäquaten Portionen genießen ...

In diesem Sinne
Lange Tage
Angenehme Nächte
Marbolous

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