Mittwoch, 30. Januar 2013

Rezension: Er ist wieder da

Guten Morgen,

V. (und ja nun plagiiere ich ihr Plagiat :P) machte mich vor Kurzem auf einen grandiosen Roman aufmerksam, wobei sie betonte, ich solle ihn am besten als Hörbuch hören. Als ich bei dem durch das Cover und den Titel deutlich suggerierten Thematik las, dass hier Christoph Maria Herbst als des Hitlers Stimme engagiert wurde, machte ich innerlich vor Freude ein Höpserchen.

Ein paar Worte zum Inhalt: Es ist August 2011, die Sonne scheint und der ehemalige Führer des "großdeutschen Reiches" erwacht mitten in Berlin auf einer grünen Wiese. Erst etwas perplex, aber schon recht bald wieder sehr gefangen befasst er sich wieder mit der Verfolgung seiner Ziele und der damit verbundenen Wiedererlangung der Macht, wobei altbewährte Regeln damals wie heute zu greifen scheinen.

Das komplette Buch ist aus Sicht des "Führers" geschrieben (weshalb es besonders in der Hörbuchfassung bisweilen besonders lustig ist) und ist einerseits voller Humor andererseits aber auch sehr ernst und teilweise gar düster. Ich persönlich fand es großartig. Wer wissen mag warum, möge weiterlesen, jene aber, die sich vor Spoilern scheuen, sollten zuvor das Buch lesen.

Die Entwicklung, die Hitler nach seinem Erwachen durchmacht, ist im ersten Moment etwas befremdlich, da er von vielem zwar überrascht scheint, es aber auch sehr schnell adaptiert. Da uns das Geschehen allerdings im Nachhinein von Hitler selbst geschildert wird, mag es sich auch um eine selbstverherrlichende Verschönung der Umstände handeln. So wurde auch zum Beispiel die Erinnerung an seinen Suizid vollständig aus seinem Verstand gelöscht, obwohl er erstaunliche Kopfschmerzen bekommt, wenn er an seine alte Walther PPK denkt. Solche und ähnliche Anspielungen finden sich im Laufe des Romans immer wieder und sind äußerst gelungen, genauso wie Wortspiele mit "Blitz-", "rechts", etc.

Neben diesen lustigen Elementen, die sich auch glücklicherweise nicht nur auf die klassischen Klischees begrenzen, wird aber auch eine düstere Dystopie gezeichnet, in der das einzig unrealistische Element das Wiedererwachen des Herrn Hitlers ist.
Die Welt wird an und für sich so gezeigt, wie sie ist. Einer tritt auf und hat ein Programm, das so extrem ist, dass es niemand ernst nimmt (auch die "Rechten" nicht), weshalb alle darüber lachen. Im nächsten Schritt landet eine Aufzeichnung des Auftritts im Netz und wird zu einem viralen Video. Die Botschaft ist nun also verteilt. Und die traurige Wahrheit ist, dass alles, was gesagt wird, jeder schon gedacht hat, wenn auch (hoffentlich) ohne die extremen Konsequenzen, die der Adolf daraus zieht, und somit wird sympathisiert, denn es wird salonfähig und durch stete Wiederholung wird es vom Scherz immer mehr zur Einstellung. Und das funktioniert, weil, ohne dass es jemand merkt, der "Führer" meinte es stets ernst.
Was ich damit sagen will ist, dass trotz der ganzen Aufklärung, Integration, Globalisierung und was es sonst noch gibt, würde ein Mediengenie jederzeit jedes Volk im Sturm erobern können und die schlechte alte Zeit wieder aufleben lassen können.

Nun aber genug der Schwarzmalerei. "Er ist wieder da" ist wahrlich ein gelungener Roman mit jeder Menge Witz und Anspruch. Sicherlich auch keine zu schwere Kost, aber es steckt mehr dahinter, als man zuerst denken mag, wenn man nur oberflächlich zuhört. Durch die geniale Umsetzung kann ich auch wirklich jedem die Hörbuchfassung ans Herz legen.

Viele Grüß und viel Spaß
Marbolous

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